Interview

10 Jahre Siloah Hannover - ein Fazit

Am Ufer der Ihme, mitten in Hannover, steht das KRH Klinikum Siloah – ein Krankenhaus, das durch kurze Wege, ein innovatives medizinisches Konzept und effiziente Betriebsabläufe besticht. Besonders hervorzuheben ist das außergewöhnliche Ambiente, das einem Hotel gleicht und den Aufenthalt für Patienten angenehmer macht.

Im September 2014 wurde der von a|sh sander.hofrichter architekten geplante Neubau feierlich eröffnet.

Barbara Schulte, Geschäftsführerin Finanzen und Infrastruktur der KRH Klinikum Region Hannover

Zum 10-jährigen Jubiläum sprachen wir mit Diplom-Kauffrau Barbara Schulte, Geschäftsführerin Finanzen und Infrastruktur der KRH Klinikum Region Hannover. Im Interview beleuchtet sie, wie das Klinikum die Heraus­forderungen der letzten Dekade gemeistert hat, welche gesellschaftlichen Veränderungen den Gesundheitsbau beeinflussen und welche Rolle die Zusammenarbeit zwischen Architekten und Klinikleitung für die Zukunft einer modernen Klinik spielt.

Frau Schulte, wenn Sie morgens zur Arbeit kommen, was begeistert Sie ganz besonders, wenn Sie das Gebäude betreten?

Mich begeistert die klare und offene Strukturierung des Gebäudes. Schon beim Eintritt in die Eingangshalle spürt man die Transparenz und den Bezug zur Natur, vor allem durch die Sichtachse zur Ihme und den Erhalt der Kastanienbäume. Gleichzeitig wird deutlich, dass hochwertige Materialien und eine ästhetische, gradlinige Architektur das Gebäude prägen. Ein weiteres herausragendes Merkmal ist die patientenorientierte Gestaltung: Der Arzt kommt zum Patienten, nicht umgekehrt. Kurze Wege – insbesondere von der Notaufnahme zu den diagnostischen Bereichen – tragen entscheidend zur Effizienz und zu einem angenehmen Umfeld bei.

Das freut uns sehr – auch für uns ist das Siloah-Krankenhaus nach wie vor ein ganz besonderes Herzensprojekt 10 Jahre Siloah, was bedeutet dieses Jubiläum für die Klinik, aber auch für Sie persönlich?

Das Jubiläum symbolisiert den erfolgreichen Zusammenschluss dreier Kliniken und einen Wendepunkt in der regionalen Gesundheitsversorgung. Es war der Startpunkt für viele Innovationen, insbesondere in den Bereichen Digitalisierung und interdisziplinäre Zusammenarbeit, die sich in unserer Medizinstrategie 2030 widerspiegeln. Besonders hervorzuheben ist, dass sich wichtige medizinische Schwerpunkte wie das zertifizierte Lungenzentrum, die Onkologie, die Chirurgie und die Gefäßchirurgie etabliert haben, ebenso wie unsere Diagnostikbereiche. Das zeigt, dass die Fusion und Modernisierung der Klinikstruktur erfolgreich waren. Das Klinikum Siloah ist auch heute noch eines der modernsten Krankenhäuser der Region.

Sie sprechen von Innovation und Zukunft - was macht das Siloah-Krankenhaus aus Ihrer Sicht besonders zukunftsfähig?

Die räumliche Trennung von Funktions- und Patientenebenen ermöglicht zukünftige bauliche Anpassungen, und die zentralen Magistralen bieten Flexibilität für eine mögliche Erweiterung des Gebäudes. Auch die Fassade aus Verblendmauerwerk und Glas steht für Langlebigkeit und ermöglicht zukünftige Modernisierungen. Angesichts der steigenden Zahl an Notfallpatienten, kürzeren Verweildauern und der wachsenden Bedeutung ambulanter Versorgungsmodelle würden wir heute noch flexiblere Strukturen schaffen, um auf diese Veränderungen besser reagieren zu können.

Das Farbkonzept und das intuitive Wegeleitsystem haben sich als äußerst erfolgreich erweisen, da sie den Patient:innen die Orientierung innerhalb des Gebäudes erleichtern. Es gibt Überlegungen, dieses Konzept in allen KRH-Häusern als Standard einzuführen.

Barbara Schulte, Geschäftsführerin Finanzen und Infrastruktur KRH Klinikum Region Hannover

Als Architekten streben wir immer nach dem perfekten Zusammenspiel von Design und Funktionalität und gerade im Gesundheitsbau steht die Funktionalität im Fokus. Gibt es Designelemente, die sich als besonders erfolgreich und funktional gleichermaßen erwiesen haben?

Ja, das Farbkonzept und das intuitive Wegeleitsystem haben sich als äußerst erfolgreich erwiesen, da sie den Patienten die Orientierung innerhalb des Gebäudes erleichtern. Zudem wird der Außenbezug, sowohl in den Patienten- als auch in den Arbeitsbereichen, von allen Beteiligten als positiv wahrgenommen. Diese Elemente schaffen ein angenehmes Umfeld, das sowohl Patienten als auch Mitarbeitende schätzen.

Das freut uns sehr. Und Sie sprechen damit die beiden wichtigsten Nutzergruppen an. Ein Krankenhaus ist ein Ort der Heilung – und Menschen leisten dort jeden Tag Großartiges. Wie unterstützt die Architektur die Heilung der Patient:innen und natürlich auch das Arbeitsumfeld des Klinikpersonals?

Die Patientenzimmer bieten einen beruhigenden Blick auf den Grünraum der Ihme, was möglicherweise eine heilungsfördernde Umgebung schaffen kann. Die Lichthöfe bieten zusätzlich Licht und Luft und können als Ruhepunkte für das medizinische Personal im stressigen Klinikalltag fungieren. Der Einsatz hochwertiger Materialien sowie ein harmonisches Farbkonzept sorgen dafür, dass die Patienten sich wohlfühlen und der Heilungsprozess unterstützt wird. Auch für das Personal bieten diese räumlichen Konzepte eine angenehme und motivierende Arbeitsumgebung.

Und wie haben Patienten und Mitarbeitende die baulichen Eigenschaften erlebt?

Die funktionale Anordnung und klare Struktur der Räume werden von Patienten und Mitarbeitenden gleichermaßen geschätzt. Die patientenfreundliche Gestaltung erleichtert den Aufenthalt, während die effiziente Organisation der Räume das Personal in seinen Arbeitsprozessen unterstützt. Das führt zu einer positiven Atmosphäre und einem reibungslosen Betrieb, der von allen Beteiligten als angenehm empfunden wird.

Gab es spezifische Rückmeldungen von Patienten oder Mitarbeitenden für die Zukunft?

Ja, besonders wichtig sind ausreichende Lagerkapazitäten und gut geplante Beschattungsmöglichkeiten, um den steigenden Temperaturen gerecht zu werden. Auch die Notwendigkeit, die Laufwege für das Personal zu verkürzen, wurde häufig genannt. Die zentrale Notaufnahme muss über ausreichende Kapazitäten verfügen und so geplant werden, dass sie den steigenden Anforderungen gerecht wird.

Als Krankenhausbetreiber trägt man eine große gesellschaftliche Verantwortung – wie trägt das Siloah-Krankenhaus zu einer lebenswerten Gesellschaft in der Region Hannover bei?

Die bewusste Entscheidung, das Klinikum im Zentrum eines dicht besiedelten Stadtteils zu errichten, hat sich besonders während der Pandemie als richtig erwiesen. Mit dem höchsten Anteil an COVID-Patienten in der Region Hannover haben wir eine Schlüsselrolle in der Gesundheitsversorgung übernommen. Darüber hinaus leistet das Klinikum Siloah einen wertvollen Beitrag für die Bürgerinnen und Bürger in der gesamten Region Hannover. Es ist eines der führenden Krankenhäuser in der Region, das durch seine medizinische Vielfalt und Spezialisierung einen wesentlichen Bestandteil der regionalen Gesundheitsversorgung darstellt.

Mit der Corona-Pandemie sprechen Sie eine der größten gesellschaftlichen Heraus­forderung der letzten 10 Jahren an – in wie fern hat sich die Siloah Klinik auch in dieser herausfordernden Zeit bewährt?

Das Siloah-Krankenhaus hat sich als äußerst flexibel und widerstandsfähig erwiesen. Dank der Trennung von Infektionsbereichen, der flexiblen Stationsstrukturen (Floating Zones) und separater Wegführungen konnten wir die Heraus­forderungen der Pandemie bewältigen und unseren Beitrag zur Versorgung der Region leisten. Besonders wertvoll war die Möglichkeit, flexibel auf unterschiedliche Anforderungen zu reagieren. Gleichzeitig haben wir erkannt, dass zukünftige Anpassungen, insbesondere die wachsende Ambulantisierung, weiterhin eine zentrale Rolle spielen müssen.

Und welche Lehren aus der Pandemie fließen in zukünftige Klinikprojekte mit ein?

Es ist wichtig, in der Planung offen für Veränderungen zu sein und Flexibilität in die Gebäudeplanung zu integrieren. Nachhaltigkeit sollte in allen Phasen der Planung berücksichtigt werden, um langfristig zukunftsfähige und umweltfreundliche Strukturen zu schaffen. Gleichzeitig muss die Architektur den sich schnell wandelnden Anforderungen im Gesund­­heits­­wesen gerecht werden und auf unvorhergesehene Entwicklungen vorbereitet sein.

Um auf die Veränderungen im Gesund­­heits­­wesen reagieren zu können braucht es also Flexibilität in der Gebäudeplanung – wie sehen Sie die Zukunft der Krankenhausarchitektur?

Die Krankenhausarchitektur der Zukunft wird sich verstärkt an den Bedürfnissen der Patienten orientieren. Größere Privatheit, kürzere Verweildauern und die zunehmende Ambulantisierung von Behandlungen werden zentrale Aspekte sein. Auch die gestiegenen hygienischen Anforderungen, insbesondere durch Erfahrungen aus der Pandemie, werden sich in der Architektur widerspiegeln, etwa durch Isolationsmöglichkeiten und flexible Wegführungen.

Können Sie das Thema Nachhaltigkeit noch etwas konkretisieren - welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit in der Planung?

Nachhaltigkeit spielt eine entscheidende Rolle in unseren Planungen. Wir streben an, bis 2045 CO2-neutral zu werden, und setzen dabei auf nachhaltige Baustoffe, Gründächer und Solaranlagen. Auch Modularität und Anpassungsfähigkeit werden immer wichtiger, um sicherzustellen, dass die Gebäude den zukünftigen Heraus­forderungen gerecht werden. Unsere Planungen berücksichtigen diese Aspekte von Anfang an.

„Mit dem Siloah haben wir ein Krankenhaus der kurzen Wege geschaffen, in dem sich Patient:innen und Mitarbeiter:innen gleichermaßen wohlfühlen. Das ist gelungen durch eine hervorragende planerische Zusammenarbeit im gesamten Team mit der Bauherrschaft.“

Torsten Petroschka, Geschäftsführender Gesellschafter bei a|sh

Danke Frau Schulte – jetzt würde uns natürlich noch interessieren, wie Sie die Zusammenarbeit mit a|sh erlebt haben?

Die Zusammenarbeit mit a|sh war durchweg konstruktiv und vertrauensvoll. Besonders beeindruckt hat uns die frühzeitige Kommunikation mit den späteren Nutzern, wodurch deren Bedürfnisse schon früh in die Planung einfließen konnten. Die Erfahrung im Kranken­haus­bau war bei jedem Schritt des Projekts spürbar und hat wesentlich zum Erfolg beigetragen.

Können Sie das noch näher beschreiben?

a|sh hat durch die enge Einbindung der späteren Nutzer maßgeblich dazu beigetragen, dass das Projekt optimal auf die Bedürfnisse der Klinik und der Mitarbeitenden zugeschnitten wurde. Das Ergebnis ist ein funktionales und ästhetisches Gebäude, das den Erwartungen aller Beteiligten entspricht und das Arbeiten sowie den Aufenthalt der Patienten wesentlich verbessert hat.

„Das Siloah ist nicht nur ein Herzensprojekt. Es dient auch nach 10 Jahren noch als Best-Practice-Beispiel für zukünftige Projekte.“

Prof. Linus Hofrichter, Geschäftsführer bei a|sh

Frau Schulte, welche Tipps würden Sie zukünftigen Klinikplanern mit auf den Weg geben?

Es ist wichtig, in der Planung offen für Veränderungen zu sein und Flexibilität in die Gebäudeplanung zu integrieren. Nachhaltigkeit sollte in allen Phasen der Planung berücksichtigt werden, um langfristig zukunftsfähige und umweltfreundliche Strukturen zu schaffen. Gleichzeitig muss die Architektur den sich schnell wandelnden Anforderungen im Gesund­­heits­­wesen gerecht werden und auf unvorhergesehene Entwicklungen vorbereitet sein.

Ganz herzlichen Dank, liebe Frau Schulte.

 

Wir danken Frau Schulte herzlich für das inspirierende Gespräch. Gesellschaftliche Veränderungen werden auch in Zukunft die Rahmen­bedingungen im Gesund­­heits­­wesen und im Kranken­haus­bau prägen. Wenn Flexibilität auf Erfahrung trifft, entstehen Räume für Menschen – heute und in der Zukunft.