Bauen für die Demokratie

Landtagsgebäude Rheinland-Pfalz in Mainz

Historisch und gleichzeitig hochaktuell – das ist das Landtagsgebäude des Bundeslands Rheinland-Pfalz. Dieses befindet sich in Mainz im historischen Deutschhaus, das seit 65 Jahren und bis heute als Sitz des rheinland-pfälzischen Landtags dient. Nachdem sich die Anforderungen an das altehrwürdige Parlamentsgebäude im Laufe der Zeit verändert haben, wurde 2013 beschlossen, das Deutschhaus zu sanieren. Den zweistufigen, europaweiten Architekten­wettbewerb dazu haben a|sh architekten für sich entschieden. Unser Büro überzeugte durch einen sensiblen Umgang mit dem historischen Gebäude.

 

Lage

Das Deutschhaus – Gebäude mit Geschichte

Inmitten der Stadt Mainz befindet sich das Deutschhaus, das bereits im 18. Jahrhundert erbaut wurde. Wurde es damals zunächst als Residenz gebaut, beherbergte es seither zahlreiche namhafte Persönlichkeiten wie Napoleon, Kaiser Wilhelm II und Goethe. Immer wieder diente es als Sitz verschiedener Regierenden, bis es 1945 Ende des Zweiten Weltkriegs bis auf die Außenmauern zerstört wurde. In der Nachkriegszeit wurde das Deutschhaus wieder aufgebaut und dient seither als Sitz des Landtags des Landes Rheinland-Pfalz.

Landtagsgebäude für Gegenwart und Zukunft

Nach 65 Jahren als Sitz des Landtags führte an einer Sanierung kein Weg mehr vorbei, die unser Büro nach dem Erfolg im Architekten­wettbewerb übernehmen durfte. Als ursprünglich Pfälzer Büro ist dies ein besonderes, ein emotionales Projekt. Wir bauen für die Demokratie. Wir bauen für unser Parlament.

Dabei steht für uns im Mittelpunkt, ein modernes, den Anforderungen der Zukunft gewachsenes, aber historisch erhaltenes Gebäude zu schaffen.

„Dies ist ein altes Haus mit vielen, vielen Problemen.“

Joachim Mertes
ehemaliger Landtagspräsident Rheinland-Pfalz

Konzeption

Der Entwurf des neuen Landtagsgebäudes

Neben der Sanierung des Deutschhauses sieht der Entwurf unter anderem einen zurückhaltenden, modernen Anbau und eine neue Eingangsplattform vor. Diese wird als Treppen- und Rampenerschließung dem Deutschhaus vorgelagert. In ihrer symmetrischen Ausformung nimmt sie Bezug zum historischen Bestand und dient als verbindendes Element zwischen den Anbauten.

An der Stelle des bisherigen Restaurants entsteht im Nordwesten ein neuer Anbau, der über einen Zwischenbau direkt an das Deutschhaus angeschlossen wird. Auf dem Dach dieses Bauteils befindet sich die Landtagsterrasse, die weiterhin von der Lobby aus zugänglich ist. Das Ende des Anbaus ist gegenüber dem Zwischenbau leicht erhöht und als klarer, kubischer Baukörper ausgebildet. Er nimmt sich in seiner reduzierten Formensprache und moderaten Höhe gegenüber dem Deutschhaus zurück und fungiert als städtebaulicher Abschluss des Ensembles.

Mit seiner Fassade aus hellrotem Sandstein passt sich der moderne Anbau farblich dem historischen Bestand an. So entsteht ein harmonisches Ensemble, das dem Barockgebäude seine Würde lässt. Der Neubau korrespondiert gleichzeitig mit einem bestehenden Zwischenbau mit abschließendem Kubus auf der anderen Seite des Landtagsgebäudes. Durch die Wiederholung von Form und Material werden die Bauteile gestalterisch zusammengefasst.

Sanierung und Anbau

Im Jahr 2015 wurde mit den Sanierungsarbeiten des Deutschhauses begonnen. Im Laufe der Sanierungsarbeiten wurde das Deutschhaus im Inneren komplett entkernt. Danach konnte mit den Arbeiten am Anbau sowie am barrierefreien Zugang zum Landtagsgebäude begonnen werden.

Ein altes Gebäude hat Geschichte – und Geheimnisse – auch für die Architekt:innen. So wurde beispiels­weise kurz vor Ende der Bauarbeiten ein unterirdischer Kriechgang entdeckt, der in den Plänen nicht eingezeichnet war. Dadurch musste selbst die Fundamentierung des Gebäudes nochmals angepasst werden.

Mit innovativen und immer wieder flexiblen Reaktionen auf die Heraus­forderungen, die die Sanierung des Deutschhauses mit sich brachten, konnte diese 2021 nach sechs Jahren Bauzeit fertiggestellt werden.

„Mit dem sanierten Deutschhaus ist ein attraktiver, moderner und zeitgemäßer Ort der Demokratie entstanden, in dem sich Geschichte, Gegenwart und Zukunft verbinden.“

Hendrik Hering
Landtagspräsident Rheinland-Pfalz

Highlight

Transparenz und Moderne im Inneren des Landtagsgebäudes

Im Zuge einer energetischen und nachhaltigen Sanierung erhielt das Deutschhaus auch ein völlig neues, zeitgemäßes Innenleben. Ziel war es, im Innenraum ein Höchstmaß an Transparenz zu verwirklichen, um die historische Hülle des Gebäudes erfahrbar zu machen. Mit dem Umbau wurde eine adäquate Unterbringung der Landtagsverwaltung erreicht. So wurde das Haus mit modernster Medientechnik ausgestattet, die zur Verbesserung der Akustik und der Bedingungen für mediale Berichterstattung führt. Der Restaurant- und Küchenbereich wurde komplett überarbeitet.

Der Plenarsaal erhielt eine neue Möblierung sowie eine barrierefrei erreichbare Tribüne für Presse und Besucher. Die historische Hambacher Fahne, die das Landtagsgebäude seit 1954 schmückt, wurde so in den Neubau integriert, dass sie die identitätstiftende und demokratische Wirkung des Ortes unterstreicht. Mit exakt 111 Zuschauerplätzen und einer Fläche von rund 150 m² ist der neue Plenarsaal um einiges größer als der vorherige Saal.

Neben dem Parlamentsbetrieb bietet das Deutschhaus auch vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für Kultur, Bürger und Politik.

Homecoming

Das Parlament zieht wieder ein

Nach der Fertigstellung des Landtagsgebäudes wurde das Gebäude im September 2021 feierlich wiedereröffnet und der Landtag kam zu seiner ersten Plenarsitzung im neuen Landtagsgebäude zusammen.

Die Verbindung zwischen Historischem und Modernem brachte Heraus­forderungen mit sich, doch sie ist gelungen und so ist ein Bau für die Demokratie entstanden, der Bürgernähe, Traditionsbewusstsein, Innovationswillen und das klare Bekenntnis zur Demokratie vermittelt.

Wir haben für die Demokratie gebaut. Mit Leiden­schaft. Mit Blick auf das Wesentliche. Mit Feingefühl für das Spannungsfeld zwischen Historischem und Modernem.

„Für mich ist es emotional etwas ganz Großartiges.“

Prof. Linus Hofrichter
Geschäftsführer a|sh architekten